V2494 Cyg im Schwan

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Die obige Aufnahme ist eine Falschfarbenaufnahme basierend auf einer Aufnahme im Nahinfraroten. Zur IR-Aufnahme habe ich noch je eine Aufnahme durch den Hα- und den Blau-Filter gemacht und diese zu einem IR-Hα-B-Komposit vereinigt. Dasselbe konnte ich auch mit den IR-, R- und B-gefilterten Aufnahmen aus dem POSS II machen. Das erlaubt mir auch den Vergleich meiner Aufnahme zu den POSS II-Aufnahmen aus den 90er Jahren (1989 (B), 1991 (R) und 1993 (IR)). Das Ganze ist jetzt eine Falschfarbenaufnahme, bei der die Wasserstoffemissionsnebel grün leuchten. Die Infrarotanteile leuchten rötlich bis rot.

Primäres Ziel der Aufnahme war der junge Stern V2494 Cyg. Das V im Namen deutet bereits an, daß es sich um einen Veränderlichen handelt. Die Variabilität in der Helligkeit ist typisch für sehr junge Sterne, die sich noch in der Entstehungsphase befinden. Prominentes Beispiel ist der Stern R Mon in NGC 2261. Ähnlich wie sein bekannter Vetter hat auch V2494 Cyg zwei gegenüberliegende Jets ausgebildet, die je einen Kegel freiblasen. Diese sind zwar auch im Visuellen, aber besonders im Infraroten sichtbar. Deswegen auch die Aufnahme im Nahinfraroten. In der Molekülwolke, die die Geburtsstätte von V2494 Cyg ist, bilden sich aber noch viele weitere Sterne, die Jets und Ausflüsse zeigen. Die Jets ionisieren Wasserstoffgas in ihrer Umgebung, was besonders gut durch einen Hα-Filter sichtbar ist.

Wenn die Jets der jungen Sterne, die selbst noch im dichten Staub verborgen sind, Wasserstoffgas in ihrer Umgebung ionisieren, spricht man von Herbig-Haro-Objekten (abgekürzt HH). Etliche dieser Objekte sind in der Umgebung von V2494 an ihrer charkteristischen grünen Farbe (durch die Zuordnung des Grünkanals zur Hα-Aufnahme) erkennbar. Man muß allerdings schon sehr genau hinschauen, um sie zu entdecken, oder eine Ausuchkarte aus einer wissenschaftlichen Veröffentlichung benutzen, weil sie sehr klein sind. Im Gesamtbild sind sie markiert. Neben den HH-Objekten finden man dort aber auch den TT Tau-Stern Cyg 19 (nicht zu verwechseln mit dem Stern 19 Cyg !), die ihren Namen vom Prototypen TT Tau haben. Im Norden des Sterns ist ein schwacher, halbkreisförmiger Bogen zu sehen. Dabei handelt es sich um eine Staubwolke in der Umgebung des Sterns, die er beleuchtet und die sein Licht reflektiert. Es ist durchaus möglich, daß die Materie dieser Wolke noch auf den jungen Stern hinabrieseln wird.

Besonders interessant ist das Objekt RNO127 nahe des linken Rands. Auch hierbei handelt es sich um den Jet eines jungen Sterns, der aber nicht nur am Ende, sondern über die gesamte Länge des Jets Wasserstoffgas ionisiert. Der Urheber, also der junge Stern, ist selbst nicht sichtbar. Auf der POSS II-Aufnahme ist von dem (grünen) ionisierten Nebel östlich davon noch mehr zu sehen, wenn auch etwas schwächer. Bei meiner Aufnahme durch den Hα-Filter war dem Rauschen aber nichts zu entlocken. Das kann an der begrenzten Tiefe meiner Aufnahme liegen, könnte aber auch eine Variabilität dieses Nebels bedeuten. Hier muß eine weitere tiefe Hα Aufnahme bei guter Tranzparenz und einem mondlosen Himmel her, um Klarheit zu schaffen.

Der Braid-Nebel und das Objekt CN3 heben sich nur ganz, ganz schwach vom Untergrund ab. Bei ihnen handelt es sich ebenfalls um Sternentstehungsgebiete, die bereits schwach im Licht des ionisierten Wasserstoffs und im Nahinfraroten leuchten. Die Wissenschaft untersucht diese Objekte sehr intensiv.

Interessant ist der hohe Anteil an roten Sternen. Diese sind nicht nur in den Staubmassen, sondern auch abseits davon zu finden. Im Staub selbst sind nur vereinzelt Sterne zu sehen, an seinem Rand dagegen recht viele.

Das Bild ist in voller Größe und mit Beschriftung beim Klick aufs Bild oder hier zu finden.

Datum: 26.07.14, 23:58h MESZ und 05.08.14, 23:32h MESZ

Optik: f=750 mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90 mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: IR=100 min, Hα=120 min (Einzelbilder: 600 Sekunden)
B=30 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Filter: ProPlanet 807 IR-Pass, 6 nm Hα und RGB Typ 2c von Astronomik

 

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