Tips & Tricks

 

Finden von Objekten mit Digitalen Teilkreisen:
Erste praktische Erfahrungen

Die Anzahl der klaren Nächte ist in der Nähe von Hamburg nicht allzu hoch, und man muß ja am nächsten Morgen wieder arbeiten. Also galt es, die Zeit, die für das Aufsuchen der Objekte "verschwendet" wurde, zu reduzieren. Computerhilfe bot sich an und nennt sich bei Celestron Advanced Astro Master. Ähnliche Geräte gibt es auch von vielen anderen Herstellern. Diese kleinen Trickkisten kennen alle Messier-Objekte, den gesamten NGC-Katalog und noch vieles mehr. Man braucht nur zwei Sterne anzuvisieren, und schon weiß der Computer, auf welchen Himmelsteil das Teleskop zeigt. Nun ist es für ihn ein Kinderspiel, den Menschen an die Hand zu nehmen und zu dem gesuchten Objekt zu führen oder, wie es bei einigen Teleskopen möglich ist, selbständig das Objekt anzusteuern.

Soweit die heile Welt der Werbestrategen. In der Praxis sieht es häufig etwas anders aus. Das fängt mit solchen Lappalien an, daß in der Zusammenbauanleitung entscheidende Merkmale einiger Teile seitenverkehrt gezeichnet sind. Anhand dieser Merkmale hätte man aber die Teile ausrichten sollen. Der erfahrene Bastler erkennt aber auch ohne genaue Anleitung bereits nach mehreren Versuchen, wie herum er die Teile anzubauen hat. Und daß man bestimmte Teile, die ursprünglich zur Achsenklemmung des Teleskops gehörten, weglassen muß, wird nicht erwähnt. Man erkennt es spätestens dann, wenn das Gewinde des Drehknopfs für die Achsenklemmung sonst nicht mehr greift. Solch intelligentes Zubehör ist halt nur etwas für intelligente Leute. Ich muß an dieser Stelle fairerweise sagen, daß ich meinen Advanced Astro Master aus den USA importiert habe und mir die amerikanische Anleitung vorlag. Die deutsche Anleitung kenne ich nicht, und ich kann daher über deren Qualität kein Urteil abgeben.

Nachdem man die notwendigen Impulsgeber an den Teleskopachsen erfolgreich angebracht hat, initialisiert man den Computer streng nach Anleitung. Man gibt zunächst das Übersetzungsverhältnis der Impulsgeber ein, d.h. wieviele Impulse einer kompletten Umdrehung entsprechen. Dann soll, da es sich bei der G9-Montierung um den deutschen Montierungstyp handelt, zunächst ein Stern östlich vom Südpunkt anvisiert werden. Oder ist es vorher erforderlich, die Deklinationsachse exakt auf 0° zu stellen und dieses dem Computer mitzuteilen? In der Anleitung steht weiter hinten etwas davon, daß es diese Möglichkeit gibt. Über ihren Sinn und wann sie eingesetzt wird oder werden muß schweigt sich das Handbuch aus. Weiter vorn im Handbuch, wo steht, wie man zu Beginn des Beobachtungsabends den Computer initialisiert, steht auch nichts davon. Man kommt mit der Zeit dahinter, daß es ratsam ist, zuallererst dem Computer mitzuteilen, wo ungefähr 0° Breite liegen.

Aber jetzt: Einen hellen Referenzstern östlich vom Südpunkt anvisieren! Schon taucht das nächste Problem auf: Bei einer deutschen Montierung gibt es zwei Stellungen des Teleskops, in der es auf ein und dasselbe Objekt zeigen kann. Die Positionen unterscheiden sich um jeweils 180° in der Rektaszensions- und Deklinationsachse. Nur wird einmal in die positive und einmal in die negative Richtung gedreht. Und schon weiß man, was mit dem Hinweis in der Anleitung gemeint war, daß der häufigste Fehler bei der Initialisierung ein Vorzeichenfehler bei der (nach dem Kauf einmaligen) Eingabe des Übersetzungsverhältnisses der Impulsgeber ist. Also probiert man solange, bis das Teleskop auch auf M42 und nicht in den Fuhrmann zeigt, wenn man sich vom Computer zum Orionnebel leiten lassen wollte. Hat man es dann geschafft, muß man sich genau merken, wie herum das Teleskop bei der Initialisierung nach Osten gedreht werden muß. Dann ist es gar nicht so schwer. Hätte es doch nur etwas genauer in der Anleitung gestanden! Man hätte nicht so viel wertvolle Zeit vergeuden müssen.

Insgesamt bin ich bis jetzt mit dem Astro Master aber zufrieden. Dieses System verwendet, wie schon erwähnt, Impulsgeber an beiden Achsen. Dadurch kennt es auch dann noch die Blickrichtung des Teleskops, wenn das Teleskop manuell, d.h. ohne die Motoren bewegt worden ist. Dies ist ein Vorteil gegenüber Systemen, die über das Zählen der Impulse für die Schrittmotoren zum Achsenantrieb die Positionen berechnen. Eine weitere Schwäche meiner amerikanischen Anleitung will ich nicht verschweigen: Es ist dort zu lesen, daß die eingebaute Datenbank des Computers neben dem kompletten NGC-Katalog, auch Auszüge des IC-Katalogs plus ausgewählte Objekte aus weiteren Katalogen kennt. Leider gibt es keine Liste, die ausweist, welche Objekte aus dem IC-Katalog ausgewählt wurden. Allerdings: Alle IC-Objekte, die ich bisher gesucht habe, waren enthalten. Bis auf eines: IC4617 (s. meine Aufnahme von M13).

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