Sh2-168 und Sh2-169 in der Kassiopeia

Der recht unbekannte, mittelhelle Emissionsnebel Sh2-168 war das Ziel meiner Aufnahme. Nach kräftiger Kontrastanhebung war plötzlich südöstlich von ihm ein "Geisterbild" zu sehen, ein schwacher runder Nebel von etwa der gleichen Größe wie Sh2-168. Das Phänomen war jedoch kein Fehler beim Stacken, sondern tatsächlich ein weiterer, aber weit schwächerer Emissionsnebel, nämlich Sh2-169. Das war ja mal eine positive Überraschung! Weiter südlich am unteren Bildrand ziehen sich weitere noch schwächer glimmende Nebelschwaden hin.

Die Aufnahme entstand dank eines Hα-Filters wenige Tage nach Vollmond bei Mondschein. Der Filter lässt außer zwei sogenannten verbotenenen Stickstofflinien des einfach ionisierten Stickstoffs [SII] nur die Emissionslinie des ionisierten Wasserstoffs durch. Das übrige Licht wird abgeblockt, wodurch sich der Kontrast ungemein erhöht und eben die Fotografie von Emissionsnebeln bei Mondlicht ermöglicht.

Große Teile von Sh2-168 erscheinen fast völlig strukturlos. Das Zentrum ist deutlich heller, leicht gestreift und sitzt wie ein Schildbuckel in der Nebelmitte. Im Nordosten schiebt sich offenbar eine zerklüftete Dunkelwolke vor Sh2-168 und läßt den Nebel wie angenagt erscheinen. Der Nachbar Sh2-169 sieht völlig strukturlos aus und wird von dem anregenden Stern in seinem Zentrum dominiert. Im Südosten ist der Nebel am schärfsten begrenzt, während er an anderen Stellen diffus in den Hintergrund ausläuft. Bei Sh2-169 handelt es sich um eine typische Strömgren-Sphäre. Ein entsprechend heißer Stern ionisiert das vorhandene Gas einer Gaswolke kugelförmig um ihn herum. Und genau das sehen wir bei Sh2-169.

Das Bildfeld ist in voller Auflösung hier zu finden.

Datum: 03.10.15, 02:20h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 120 min (Einzelbilder: 600 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Filter: 6 nm Hα von Astronomik

 

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