Q Cyg (Schmidts Nova Cygni) im Schwan

Diese Aufnahme entstand als Beifang, als ich mit meiner neuen Kamera am kurzbrennweitigen Refraktor experimentierte. Das Hauptobjekt, die Supernova SN2018dfy in der Galaxie UGC 11801, wurde durch den parallel montierten großen Refraktor abgelichtet. Die beiden Refraktoren sind allerdings noch nicht exakt parallel ausgerichtet, wodurch der kleine Refraktor etwas mehr als ein Grad südlicher zielte. Das Gebiet wimmelt von Sternen. Mittendrin fand ich den Variablen Q Cyg. Einbuchstabige Bezeichnungen signalisieren früh entdeckte Variable, die bei visueller Beaobachtung auffielen. Das waren in der Regel Sterne mit großer Helligkeitsamplitude, oft Mirasterne. Umso überraschter war ich, als ich von einem Helligkeitsbereich von 15 bis 3 mag las.

Die Erklärung war, dass es sich bei diesem Stern um eine Nova handelt, die im Ruhelicht eine Helligkeit von etwa 15 mag hat, bei einem Ausbruch im November 1876 aber eine Helligkeit von 3 mag erreichte und leicht mit bloßem Auge registriert werden konnte und wurde. Der Leiter der Athener Sternwarte, J.F. Schmidt, bemerkte diesen zusätzlichen Stern im Sternbild nahe bei ρ Cyg am 24.11.1876. Keine der damaligen Sternkarten verzeichnete dort einen Stern, so dass er vorher schwächer ala 9. bis 10. Größe war, was der Grenzgröße der damaligen Sternkarten entsprach. Damit war es eine Nova, die nach ihrem Entdecker und ihrem Sternbild Schmidts Nova Cygni genannt wurde. Die Helligkeit der Nova nahm schnell ab. Am 08.12.1876 wurde sie auf 6. bis 7. Größe geschätzt. Ihr Spektrum zeigte zunächst neben dunklen Linien im Kontinuum auch eine Reihe von Emissionslinien, darunter Wasserstoff und Stickstoff. Mit abnehmender Helligkeit entwickelte sich das Spektrum bis zum Herbst 1877 zu dem eines Planetarischen Nebels, womit wohl Emissionslinien des Wasserstoffs (Hα) und Sauerstoffs ([OIII]) gemeint sein dürften. Nachzulesen ist die Geschichte der Nova Cygni von 1876 im 1913 erschienenen Buch "Die Wunder der Sternenwelt" von O. Ule und H. J. Klein. Schmidt und andere Beobachter veröffentlichten ihre Berichte zur Nova Cygni in der 1821 im damals zu Dänemark gehörenden Altona gegründeten Zeitschrift Astronomische Nachrichten, die die älteste, heute noch existierende astronomische Fachzeitschrift der Welt ist.

Der Stern ist unscheinbar im Gewimmel seiner Umgebung, hat aber eine höchst interessante Geschichte. Das gesamte Bild ist beim Klick in obiges Bild oder hier erreichbar. (Ausschnitt)

Datum: 15.07.18, 01:00h MESZ

Optik: f=380mm f/4,8

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 63 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 490EX

Filter: CLS von Astronomik

 

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