PK 080-10.1 (MWP 1) und PN G79.8-10.2 (Alv 1) im Schwan

klick mich / click me

Dieses ist eines der wenigen Felder am Himmel, das zwei Planetarische Nebel gleichzeitig zeigt. Es ähnelt stark dem Duo HFG1 und Abell 6, das ebenfalls aus einem großen, alten und entwickelten und einem kleineren runden Planetarischen Nebel besteht. Allerdings ist das hier gezeigte Duo aus PK 080-10.1 (MWP 1) und PN G79.8-10.2 (Alv 1) viel lichtschwächer. Alv 1 befindet sich im unteren rechten Quadranten.

Der große und alte Planetarische Nebel PK 080-10.1 wurde erst in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts durch Motch, Werner und Pakull (daher die Bezeichnung MWP, die aus den Anfangsbuchstaben der Namen der Entdecker gebildet wurde) entdeckt, als sie eine schwache Röntgenquelle im Schwan untersuchten. Die Röntgenquelle stellte sich als Zentralstern eines Planetarischen Nebels heraus. Dabei ist der Zentralstern kein normaler Weißer Zwerg, sondern ein pulsierender Stern vom Typ GW Vir. GW Vir Sterne pulsieren mit Perioden unter einer Stunde durch nicht-radiale Schwerkraftwellen.

Der Planetarische Nebel ist auch deutlich bipolar, d.h. er hat zwei Hauptachsen, entlang derer der Zentralstern seine Materie ins All geblasen hat. Eine bipolare Erscheinung ist sowohl durch das Vorhandensein eines Partnersterns in einem Doppelsternsystem als auch durch ein extrem starkes Magnetfeld des Zentralsterns erklärbar. Interessanterweise steht der Zentralstern nicht im geometrischen Mittelpunkt des Nebels, sondern ist der helle, türkisfarbene Stern in der 5h-Richtung vom Mittelpunkt von PK 080-10.1 aus gesehen. Normalerweiser verblassen Planetarische Nebel nach etwa 20.000 Jahren soweit, dass sie nicht mehr sichtbar sind. MWP 1 soll dagegen 150.000 Jahre alt sein, was nur durch den seltenen und komplexen Lebensweg des Zentralsterns, der nach Ausbildung des Planetarischen Nebels noch einmal das Heliumbrennen zünden und noch einmal das Rote Riesenstadium durchlaufen konnte.

Der Planetarische Nebel PN G79.8-10.2 wurde vor wenigen Jahren von dem portugiesischen Amateurastronomen Filipe Alves im Umfeld einer tief belichteten Aufnahme von MWP 1 entdeckt. Der Planetarische Nebel ist annähernd rund und leuchtet fast nur im Licht des ionisierten Wasserstoffs und möglicherweise des ionierten Stickstoffs d.h. rot. Beide Linien können nicht durch einen handelsüblichen Hα-Filter getrennt werden. Der Weiße Zwerg im Zentrum ist auf der Aufnahme als türkisfarbener Stern deutlich erkennbar. Der Nebel weist von ihm aus gesehen in Richtung 2h und 7h je eine Aufhellung auf, wobei diejenige in Richtung von 2h die hellere ist. Bei ihr könnte es sich aber auch um die Galaxie PGC 2041825 handeln, obwohl Cartes du Ciel sie weiter östlich verortet. Aber manchmal sind die Positionsangaben etwas ungenau. Das trofft auf jeden Fall auf die weiter südlich liegende Galaxie PGC 2040818 zu, die Cartes du Ciel definitiv zu weit östlich einzeichnet.

Die Rötung in der linken unteren Ecke und am linken Bildrand stammen von diversen Emissionsnebeln, die im Licht des ionisierten Wasserstoffs leuchten. Das Bild ist eine Bicolor-Darstellung, bei der die Hα-Aufnahme in den Rotkanal und die [OIII]-Aufnahme in den Blau- und Grünkanal geschoben wurden. Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, wird der Rotkanal kontrastverstärkt, um Alv 1 deutlicher zu zeigen. Das Bildfeld ist auf 50% verkleinert dargestellt.

Datum: 21.08.15, 22:49h MESZ und 22.08.15, 22:39h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: Hα 80+130 min, [OIII] 140 min (Einzelbilder: 600 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Filter: 6 nm Hα-Filter und 12 nm [OIII]-Filter von Astronomik

 

Zurück