NGC 6820, NGC 6823 in Sh2-86 und Kn 9 um Lan 21 im Füchschen

Auch wenn in diesem Falschfarbenbild der Emissionsnebel Sh2-86 in kräftigem Rot erscheint, war er doch nicht das Hauptziel meiner Aufnahme. Das war der Planetarische Nebel Kronberger 9 um den Weißen Zwerg Lan 21 unten links in der Ecke. Ich hatte nur versucht, so viel wie möglich von dem prominenteren Nachbarn ins Bildffeld zu bekommen. Der weithin unbekannte Planetarische Nebel Kn 9 (Kn 9) war mir einige Tage zuvor auf einer Weitfeldaufnahme von Sh2-86 eines anderen Astrofotografen aufgefallen.

Zunächst wurde der Zentralstern, der Weiße Zwerg, in einer Durchmusterung von Fotoplatten nach UV-hellen Sternen gefunden und von Lanning 1973 als Nummer 21 in einer Liste von 82 Objekten veröffentlicht. Seitdem ist das Objekt als Lan 21 in Datenbanken zu finden. 2005 entdeckte Matthias Kronberger, dass Lan 21 der Zentralstern von einem mutmaßlichen Planetarischen Nebel ist. Der Nebel bekam die Nummer 9 in seiner 2006 mit einigen Kollegen der Deep Sky Hunters veröffentlichten Liste. Die Datenbank Simbad listet den Weißen Zwerg Lan 21 nun als Planetarischen Nebel, obwohl das nicht ganz korrekt ist, da Lanning ja den sehr schwachen Nebel gar nicht erkannt hat und Lan 21 nur den Zentralstern bezeichnet.

Kn 9 ist stark asymmetrisch. Der Weiße Zwerg ist in dieser Darstellung, bei der die Aufnahme im Licht des ionisierten Wasserstoffs und ionisierten Stickstoffs in den Rotkanal und die Aufnahme im Licht des ionisierten Sauerstoffs in die Grün- und Blaukanäle geschoben wurde, deutlich türkis sichtbar. Um ihn herum leuchtet das Gas auch eher türkis. Der Weiße Zwerg steht ziemlich zentral im ionisierten Sauerstoff. Der rote Schein ersteckt sich dagegen komplett nach Nordosten. Das Ganze erinnert ein wenig an Sh2-174, bei dem der Weiße Zwerg auch am Rand der Wasserstoffemision steht. Bei Sh2-174 durchwandert ein Weißer Zwerg eine Gaswolke und ionisert seine Umgebung. Und auch Lan 21 ist flott in Richtung Südwesten unterwegs. Allerdings geht man bei ihm noch von einem echten Planetarischen Nebel aus.

In dieser Aufnahme ist der Reflexionsnebel NGC 6820 am Südwestrand von Sh2-86 etwa in Bildmitte am rechten Bildrand zu erkennen. Auf der hα-gefilterten Aufnahme unten ist er nicht eindeutig als Reflexionsnebel erkennbar. Was man auf der Flaschfarbenaufnahme sieht, ist allerdings kein ionierter Sauerstoff, obwohl ein Filter für diese Strahlung [OIII] verwendet wurde. Der Filter lässt natürlich auch noch Licht "links" und "rechts" der Emissionslinien des Sauerstoffs durch, insbesondere, da das Durchlassfenster 12 nm breit ist. Was hier sichtbar ist, ist von Staub gestreutes blaues Licht in dem Wellenlängenbereich um die Emssionslinien des zweifach ionisierten Sauerstoffs.

Die Aufnahme entstand in zwei der kürzesten Nächte des Jahres und bedarf sicherlich noch etwas mehr Belichtungszeit. Das Bild ist in voller Größe beim Klick aufs Bild oder hier zu finden.

Datum: 25.06.23, 00:25h MESZ und 26.06.23, 00:36h MESZ

Optik: f=750 mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90 mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: Hα 60+60 min, [OIII] 60+50 min (Einzelbilder: 600 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Filter: 6 nm Hα und 12 nm [OIII] von Astronomik

 

Sh2-86 ist der beeindruckende Emissionsnebel, NGC 6823 der offene Sternhaufen, der sich in Sh2-86 gebildet hat. Die dicht gedrängte Gruppe heißer Sterne in seinem Zentrum regen den Nebel zum Leuchten an. Aber es bilden sich immer noch neue Sterne in ihm. Dies ist an den zahlreichen dunklen Globulen und der rüsselartigen Dunkelwolke, einem sogenannten "Elefantenrüssel" zu erkennen. Darin kontrahieren Gas und Staub, bis Dichte (Druck) und Temperatur den Start des Kernfusionsprozesses ermöglichen. Dann ist ein neuer Stern geboren, der sich durch seinen Sternwind den Weg aus der Staubhülle "in die Welt" freiblasen muß, damit wir ihn sehen können.

Auch bei dieser Aufnahme kommt das große Gesichtsfeld des neuen 90mm Refraktor mit 500mm Brennweite vorteilhaft zum Einsatz.

Datum: 16.07.10, 00:01h MESZ

Optik: f=500 mm f/5,6

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an C5 f/10

Gesamtbelichtungszeit: 90 min (Einzelbilder: 600 Sekunden)

Kamera: Atik 314L

Filter: 6 nm Hα von Astronomik

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