Galaxienhaufen Abell 2197 (Westteil) um NGC 6146 mit NGC 6138, NGC 6141, NGC 6145 mit PSN J16250196+4057032, NGC 6147, NGC 6150 und NGC 6160 im Herkules

Während die Elliptische Galaxie NGC 6160 am linken Bildrand das Zentrum des ganzen Galaxienhaufen Abell 2197 bildet, dominiert NGC 6146, ebenfalls eine Elliptische Galaxie, den Westteil des Galaxienhaufens. Bis auf wenige Ausnahmen gehören alle helleren im Bild sichtbaren Galaxien zu dem Haufen in etwa 400 Millionen Lichtjahren Entfernung. 2012 leuchtete in NGC 6145 eine Supernova auf (siehe weiter unten).

Die interessantesten Galaxien befinden sich in der oberen Bildhälfte. Links oben ist LEDA 58149 zu sehen, eine Spiralgalaxie, die wir von oben sehen und die ziemlich gerupft erscheint. Östlich von ihr befindet sich ein hellerer Stern. Direkt links daneben leuchtet eine anonyme Spiralgalaxie, bei der sich mindestens ein Spiralarm um den Kern windet. Vergleiche mit dem SDSS zeigen, dass dieses Aussehen real ist. Die Galaxie ist wahrscheinlich durch den hellen Stern in ihrer Nachbarschaft von allen Durchmusterungen trotz ihrer ziemlichen Helligkeit übersehen worden. Auch auf den Aufnahmen des DSS und SDSS überstrahlt der Stern die kleine Galaxie.

Weiter südlich von LEDA 58149 und etwa in der Bildmitte findet sich LEDA 58112. Ich habe sie wegen ihres Aussehens Dreiecksgalaxie getauft. Tatsächlich bilden die beiden mächtigen Spiralarme ein Dreieck mit abgerundeten Ecken, wobei der eine Spiralarm wesentlich länger als der andere ist. Ob die anonyme Galaxie nordwestlich von ihr damit zu tun hat? Sie erscheint kometenartig mit einem hellen sternartigen "Kopf" im Osten und einem sich nach Westen öffnenden dreieckigen "Schweif". Ihre blaue Farbe auf der Aufnahme des SDSS deutet auf eine heftige Sternentstehung hin, die sich in blauleuchtenden massiven Sternen äußert.

Weiter westlich von LEDA 58112 leuchtet die Spiralgalaxie NGC 6138 fast in Kantenlage. Südwestlich von ihr gibt es ein flächenleuchtstarkes Objekt, das als LEDA 58049 katalogisiert ist, dessen Erscheinung aber nicht im Entferntesten an eine Galaxie erinnert. Leider gibt es über dieses äußerst ungewöhnlich erscheinende Objekt weder wissenschaftliche Arbeiten noch Fotos von Großteleskopen. Und selbst von Amateurastronomen habe ich nur eine Aufnahme im Internet gefunden. Der berühmte Astronom Fritz Zwicky hat LEDA 58049 unter der Nummer 148 in seinem ersten 1971 veröffentlichten Katalog von kompakten Galaxien und Galaxien nach einem eruptiven Vorgang gelistet.

Aber auch die übrigen Galaxien im Bildfeld verdienen einen Blick. Besonders hübsch ist die Spiralgalaxie LEDA 58135 am unteren Bildrand. Die äußeren Bereichen der Zentralgalaxie von Abell 2197, NGC 6160, werden am westlichen Ende von zwei Spiralgalaxien in Kantenstellung überlagert. Diese beiden Galaxien, PGC 2173109 und PGC 3499256, stehen aber weit im Hintergrund und sind mit etwa 1,3 Milliarden Jahren Lichtlaufzeit mehr als dreimal weiter entfernt als NGC 6160. Mit einer Lichtlaufzeit von etwa 2,2 Milliarden Jahren leuchtet in der rechten oberen Bildecke ein Galaxienhaufen um die Galaxie PGC 140617 aus noch viel größerer Entfernung.

Ein Mosaik aus dieser Aufnahme und einer, die den Osteil um NGC 6173 abdeckt, ist hier zu finden. Dieses Bildfeld in voller Auflösung und mit Beschriftung der hellsten Galaxien ist beim Klick ins Bild oder hier zu finden.

Datum: 01.06.17, 00:11h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 72 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

Oftmals explodieren Supernovae in interessanten Galaxien oder Galaxiengruppen. So wurde PSN J16250196+4057032 in der Spiralgalaxie NGC 6145 am 12.06.2012 durch die beiden amerikanischen Amateurastronomen Jack Newton und Tim Puckett, die ein privates Supernova Suchprogramm durchführen, entdeckt. Fünf Tage später, als ich sie aufnehmen konnte, erreichte sie mit 16,1mag ihre Maximalhelligkeit. Leider kommen die Berufsastronomen nicht immer dazu, alle entdeckten Supernovae auch zu spektroskopieren, um zu bestätigen, daß es sich in der Tat um eine Supernova handelt, und den Typ der Supernova zu bestimmen. So wurde auch diese mutmaßliche Supernova nicht spektroskopiert und wird nur als mögliche Supernova (engl. possible Supernova = PSN) geführt.

NGC 6145 steht in einem Galaxienhaufen um die Elliptische Riesengalaxie NGC 6146 in fast 400 Millionen Lichtjahren Entfernung, der Teil des noch größeren Galaxienhaufens Abell 2199 um den Quasar NGC 6166 ist. NGC 6146 ist ein Blazar. Blazare sind mit den Quasaren verwandt und unterscheiden sich von ihnen durch eine viel größere Variabilität ihrer Aktivität und damit Helligkeit, die sich innerhalb weniger Stunden und Tage ändern kann. Offenbar habe ich den Fokus nicht optimal getroffen, so daß viele Details in den Galaxien auf der Strecke blieben.

Die Aufnahme diente vor allem der Dokumentation der Supernova. Das Bild ist auf 50% seiner Größe verkleinert. Die volle Auflösung ist beim Klick auf das Bild oder hier zu finden.

Datum: 23.05.12, 23:54h MESZ

Optik: f=750 mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 60 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

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