NGC 3790, NGC 3801, NGC 3802, NGC 3803, NGC 3806, UGC 6614, UGC 6631 und LEDA 36194 mit SN2012ij im Löwen

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Diese Aufnahme galt sowohl der Galaxiengruppe um die Radiogalaxie NGC 3801 im oberen Bilddrittel als auch der Ringgalaxie UGC 6614 unten rechts. NGC 3801 ist nach Erkenntnissen der Astronomen das Ergebnis einer Kollision von zwei Spiralgalaxien. Dieses Ereignis führte zu einem massiven Anstieg der Sternbildungsrate, wodurch der Großteil des Gases und Staubs der beiden Galaxien verbraucht wurde. Es entstanden große Sternhaufen aus massiven Sternen. Diese Sterne haben durch starke Sternwinde und die Druckwellen, wenn sie ihr Leben in einer Supernovaexplosion aushauchten, aufgeheizt und aus der Galaxie herausgeblasen. Dadurch können sich keine neuen Sterne mehr bilden. NGC 3801 wird sich zu einer Elliptischen Galaxie entwickeln. Noch aber sind die Reste einer der Galaxien als bogenförmige Staubwolke vor dem Kerngebiet von NGC 3801 sichtbar.

Die Galaxien NGC 3790, NGC 3802, NGC 3803 und NGC 3806 sind Begleiter von NGC 3801 in etwa 170 Millionen Lichtjahren Entfernung. LEDA 36189 ist wahrscheinlich etwas zu weit entfernt, um noch gravitativ an diese Gruppe gebunden zu sein. Auf die Spiralarme von NGC 3806 sehen wir fast von oben. Auch die etwas weiter südlich stehende Galaxie UGC 6631 gehört noch zu dieser Galaxiengruppe. Sie sieht eigenartig asymmetrisch aus.

Die Ringgalaxie UGC 6614 wird als Galaxie mit niedriger Flächenhelligkeit, aber aktivem (und damit hellem) Kern klassifiziert. Die Scheibe der Galaxie ist in der Tat sehr leuchtschwach, und der etwas hellere Rand hebt sich auf meiner Aufnahme noch nicht sehr deutlich hervor. Ringgalaxien sind wahrscheinlich das Ergebnis von Kollisionen, bei denen eine kleine Galaxie zentral mit einer größeren Spiralgalaxie zusammenstieß. UGC 6614 leuchtet aus einer Entfernung von fast 300 Millionen Lichtjahren.

Beim Klick ins Bild oder hier wird das Bild in voller Größe und mit der Beschriftung der helleren Galaxien angezeigt.

Datum: 22.02.14, 00:26h MEZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 120 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

Eine Supernova war der Anlass, diese Galaxiengruppe einmal abzulichten. Die Supernova SN2012ij wurde am 29.12.2012 in der Galaxie LEDA 36194 (unten) entdeckt. Sie erreichte eine maximale Helligkeit von 16,4 mag. Allerdings ist die Jahreswende nicht gerade die Jahreszeit, in der das Wetter die Galaxienjagd erlaubt. Ich mußte mich bis zum Frühjahr 2013 gedulden und hatte Glück, weil ich SN2012ij kurz vor der Grenze der Nachweisbarkeit ablichten konnte. Mittlerweile war die Helligkeit der Supernova auf etwa 18mag gefallen. SN2012ij ist eine Supernova vom Typ Ia, bei der ein Weißer Zwerg in einem engen Doppelsternsystem solange Masse von seinem zum Riesen aufgeblähten Partner absaugt, bis er das 1,4fache der Sonnenmasse überschreitet und in einer thermonuklearen Explosion restlos vergeht.

Ich versuche bei solchen Aufnahmen das Bildfeld so zu gestalten, daß noch möglichst viele weitere helle Galaxien auf das Bild kommen. Dabei kann dann das eine oder andere Juwel mit dabei sein, was ich dann oft erst bei der Recherche zu den einzelnen Objekten im Bildfeld feststelle. Das war auch bei diesem Bild der Fall. Die hellste Galaxie NGC 3801 ist etwas ganz Besonderes.

Beim Betrachten von NGC 3801 fällt sofort auf, daß irgendetwas mit ihr nicht stimmt. Die Geometrie der Staubwolken in Kernnähe, das diffuse Gesamterscheinungsbild und die Helligkeitsverteilung einer Spiralgalaxie, ohne daß aber Spiralarme klar zu erkennen sind, erregten mein Interesse. Und in der Tat ist NGC 3801 das Ergebis einer Verschmelzung zweier Spiralgalaxien, die aber noch nicht ganz abgeschlossen ist. Das zentrale Schwarze Loch entwickelt gerade zwei gewaltige Jets, die das gesamte kalte Gas aus der Galaxie herausblasen werden. Damit ist dann keine weitere Sternbildung mehr möglich, weil die Bausubstanz dafür fehlt. NGC 3801 wird sich zu einer Elliptischen Galaxie einformen und immer röter werden, wenn die neugebildeten massereichen blauen Sterne in einigen hundert Millionen Jahren vergangen sind und nur die langlebigen roten Sterne übrig bleiben. Eine Aufnahme in mehreren Wellenlängen von UV bis zu Radiowellenlängen ist hier zu finden.

NGC 3801 ist Mitglied der Galaxiengruppe, zu der auch NGC 3790, NGC 3802, NGC 3803, NGC 3806 und UGC 6631 gehören. Die Gruppe befindet sich in etwa 150 Millionen Lichtjahren Entfernung von uns. Von diesen Galaxien ist NGC 3802 ganz interessant, weil wir bei dieser Spiralgalaxie exakt auf ihre Kante blicken, so daß der Staub in ihrer Scheibe sich als dunkles Band vor der Galaxie abbildet und diese so in zwei Hälften teilt. Auch NGC 3806 ist interessant. Sie ist eine große, aber sehr lichtschwache Spiralgalaxie. Der Kern ist lichtschwach, und die Spiralarme sind auch nur mit Mühe zu erkennen.

Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheinen die Katalogbezeichnungen der Galaxien. Das Bild ist in voller Größe beim Klick aufs Bild oder hier zu finden. (Ausschnitt)

Datum: 07.04.13, 23:34h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 60 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

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