NGC 3799 mit AT2023clx, NGC 3800 (Arp 83) und UGC 6669 im Löwen

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Gut zwei Wochen nach meiner letzten Aufnahme unternahm ich einen neuen Versuch, die Helligkeitssteigerung im Kern von NGC 3799 nachzuweisen. Der Kern von NGC 3799 war noch immer heller als der von NGC 3800, aber nicht mehr so sehr wie am 26.02.2023. Da die Wetterbedingungen am 15.03.2023 nicht gut waren, habe ich auf eine Bildbearbeitung verzichtet und die unbearbeiteten Summenbilder nur im Kontrast durch Setzen der Schwarz- und Weißpunkte im Histogramm angepasst. Außerdem habe ich die unbearbeiteten Summenbilder voneinander subtrahiert, so dass AT2023clx wie ein kleiner Stern heraussticht. Als Helligkeit habe ich 16,1 mag im g-Band und 15,6 mag im r-Band beim Vergleich mit den Helligkeiten von Umgebungssternen im g- und r-Band des SDSS ermittelt. Da das TDE ein sehr blaues Spektrum hat, ist der Wert im g-Band wohl die realistischere Helligkeit. In den gut zwei Wochen seit meiner ersten Aufnahme ist AT2023clx also um eine halbe Größenordnung lichtschwächer geworden. Dieser Abfall ist mit den Lichtkurven von AT2018hyz und AT2019qiz, einem weiteren TDE in PGC 980815, gut verträglich.

Der Mond war zwar noch nicht aufgegangen war, aber der Himmel war durch Zirren und große Luftunruhe gekennzeichnet. Ich zeige daher nur diese Ausschnitte.

Datum: 15.03.23, 21:25h MEZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 48 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

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Am 22.02.2023 entdeckte ein amerikanisches Supernovasuchprogramm AT2023clx in NGC 3799. Die Helligkeit von 16,3 mag klang verlockend. Der Blick auf die Position der möglichen Supernova auf dem Transient Name Server TNS war eher ernüchternd. Das Ereignis ist genau im hellen Zentrum der Galaxie entdeckt worden. Jeden Tag konsultierte ich die Supernovaseite bei www.rochesterastronomy.org und wartete auf eine Klassifikation, die bei solch hellen Supernovae in der Regel schnell durchgeführt und veröffentlicht wird. Bei AT2023clx dauerte es aber, was in mir den Verdacht nährte, dass es sich um einen Fehlalarm handeln könnte. Doch vier Tage später lag die Klassifikation vor: TDE. Die Abkürzung war mir neu. HP für Hot Pixel, MP für Minor Planet, QSO für Quasar und LBV für Lumnous Blue Variable kannte ich. Was war TDE. Zum Glück verlinkt der TNS auch alle Kurzmitteilungen zu diesen Ereignissen, und so verwiesen die Autoren der Klassifikation auf AT2018hyz als ein sehr ähnliches Ereignis. Unter dieser Bezeichnung fand ich dann die Erklärung für TDE: Tidal Disruption Event. Ein Stern wurde zumindest teilweise vom zentralen Schwarzen Loch der Galaxie zerrissen oder (sehr bildlich ausgedrückt) spaghettisiert. Der Mond schien hell vom wolkenlosen Himmel, stand aber etwas von NGC 3799 entfernt. Man kann ja mal einen Versuch wagern ...

Zum Glück hatte ich zwei Jahre zuvor mit gleichem Equipment die Galaxie schon einmal fotografiert. Und da ich meine Rohdaten und auch die Zwischenergebnisse der Bildbearbeitung nie vernichte, konnte ich die Helligkeiten der Galaxienkerne von NGC 3799 und NGC 3800 auf den Einzelbildern, die alle drei Minuten eintrafen, mit den Helligkeiten auf dem unbearbeiteten Summenbild aus 2021 vergleichen. Auf den Einzelbilder war der Kern von NGC 3799 deutlich heller als der von NGC 3800, auf dem Summenbild aus 2021 allerdings etwas dunkler als der Kern von NGC 3800. Selbst wenn die Aufhellung im Zentrum von NGC 3799 nicht sichtbar werden würde, müsste eine Subtraktion der alten Aufnahme von der neuen die Aufhellung im Kern zeigen. Und wie sie das tat!

Das linke und das mittlere Bild sind normal und fast identisch bearbeitete Aufnahmen. Auf dem mittleren Bild meine ich im Kern von NGC 3799 eine sternförmige Aufhellung erkennen zu können. Beim rechten Bild wurden die unbearbeiteten Summenbilder (nur gestackt, keine weiteren Verarbeitungsprozesse) voneinander subtrahiert. Herauskommen sollte ein graues Bild mit einem hellen "Stern" im Zentrum von NGC 3799. Deswegen wurden für die bildliche Darstellung der Schwarzpunkt und Weißpunkt im Histogramm entsprechend gesetzt. Die Sterne waren 2021 wegen des fehlenden Mondlichts wohl etwas stärker belichtet, so dass sie teilweise schwarz erscheinen. Die Kernregion von NGC 3800 ist ebenfalls als schwacher dunkler Schimmer erkennbar. Aber der Verzehr des Sterns ist als deutliche Aufhellung sichtbar. Nachweis eindeutig gelungen!

Im Nachgang habe ich dann die Helligkeit des Kerns von NGC 3799 mit Hilfe von Nachbarsternen und deren Helligkeitsangaben im SDSS im r Band (rot) und g Band (grünblau) bestimmt und bin auf eine Helligkeit von 15,15 mag im r Band und 15,6 mag im g Band gekommen. Das ist eine deutliche Helligkeitszunahme zur Helligkeit bei der Entdeckung. Und solch eine Helligkeitszunahme hatten die Astronomen in der Notiz zur Klassifikation auch bereits vorausgesagt.

Da der helle Halbmond noch nicht untergegangen war, hat der aufgehellte Himmel eine vergleichbare Bildtiefe wie bei der Aufnahme aus 2021 verhindert. Ich zeige daher nur diesen Ausschnitt.

Datum: 26.02.23, 23:11h MEZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 60 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

Nach 12 Jahren war es an der Zeit, dieses Paar wechselwirkender Galaxien NGC 3800 (oben) und NGC 3799 sind erneut aufzunehmen. Die verbesserte Ausrüstung resultierte dann auch in einem tieferen Bild. Zum Vergleich mit der alten Aufnahme mit Videokamera habe ich den gleichen Ausschnitt gewählt. Jetzt sieht man auch, dass es doch noch ein paar mehr Hintergrundgalaxien gibt, als die Aufnahme aus 2009 vermuten ließ.

Beim Klick ins Bild oder hier wird das gesamte Bildfeld mit UGC 6669 und mit den Katalognamen der hellsten Galaxien angezeigt.

Datum: 19.03.21, 01:09h MEZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 63 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

NGC 3800 (oben) und NGC 3799 sind zwei wechselwirkende Galaxien in etwa 150 Millionen Lichtjahren Entfernung. Die Folgen der gravitativen Wechselwirkung sind insbesondere an NGC 3800 zu erkennen.

Interessanterweise ist die linke Bildhälfte fast völlig sternenleer. Lediglich zwei hellere Sterne, eine Galaxie in Kantenstellung (PGC 1483652 oben links) und ein paar schwächere Sterne sind zu sehen. Man könnte meinen, daß eine dichte Staubwolke alles Licht abblockt. Aber NGC 3800 liegt in der Nähe des galaktischen Pols, wo es keine Staubwolken gibt. Das Gebiet ist tatsächlich sehr sternarm und auch arm an Hintergrundgalaxien heller als 20 mag.

(Ausschnitt)

Datum: 20.03.09, 00:09h MEZ

Optik: f=1410 mm f/6,0

Nachführung: keine

Gesamtbelichtungszeit: 21 min (Einzelbilder: 10 Sekunden)

Kamera: Watec WAT 120-N

 

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