NGC 3631 (Arp 27, VV 363) mit SN2016bau und NGC 3657 im Großen Bären

Die Entdeckung der Supernova SN2016bau am 13.03.2016 durch den britischen Amateurastronomen Ron Arbour, der seit Jahren ein privates und sehr erfolgreiches Supernovasuchprogramm durchführt, war für mich Anlass, NGC 3631 erneut zu besuchen. Die inzwischen verbesserte Ausrüstung erlaubt dabei auch eine tiefere und detailliertere Aufnahme als die sieben Jahre alte Aufnahme mit der Videokamera. Die Supernova explodierte in einem Spiralarm, der durch eine Aneinanderreihung von Sternentstehungsgebieten und offenen Sternhaufen mit leuchtkräftigen Sternen markiert wird. So ist es auch nicht verwunderlich, dass SN2016bau vom Typ Ib war, bei dem ein massereicher Stern einen Kernkollaps erleidet, nachdem er zuvor in einer Phase als Wolf-Rayet-Stern seine Wasserstoffhülle durch einen extrem starken Sternwind abgeblasen hat. Nach der Explosion bleibt ein Neutronenstern oder, wenn die Masse ausreicht, ein stellares Schwarzes Loch zurück. Elf Tage nach ihrer Entdeckung erreichte die Supernova mit 14,6 mag ihre größte Helligkeit. Nach weiteren zwei Wochen zum Zeitpunkt meiner Aufnahme hatte sie immer noch eine Helligkeit von 15,8 mag.

In NGC 3631 sind in den letzten 50 Jahren vier Supernovae beobachtet worden, mit der diesjährigen etwa alle 15-20 Jahre eine. Damit ist NGC 3631 eine der produktivsten Brutstätten von Supernovae. Der Grund für Arp, diese Galaxie in seinen Katalog von Galaxien mit bemerkenswertem Aussehen unter der Nummer 27 aufzunehmen, war der abgeknickte nördliche Spiralarm, der fast waagerecht nach Osten verläuft. Im Norden der Galaxie kann auf dieser Aufnahme auch noch einen schwachen Arm sich nach Osten (links) recken sehen. Das Galaxienzentrum befindet sich leicht außermittig nach Osten versetzt in NGC 3631. Insofern erinnert sie entfernt an M 101.

Beim Klick ins Bild oder hier erscheint das gesamte Bildfeld mit Beschriftung der hellsten Galaxien und NGC 3657, die sich außerhalb dieses Bildausschnitts befindet. (Ausschnitt)

Datum: 08.04.16, 00:48h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 60 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

NGC 3631 ist ein wunderschönes Exemplar einer Spiralgalaxie, bei der wir fast genau von oben auf die Scheibe blicken. Die Arme heben sich als Kette heller Flecke von einer etwas schwächeren Scheibe ab. Bei den diffusen Flecken handelt es sich um riesige Sternentstehungsgebiete, entweder von massereichen, heißen Sternen zum Leuchten angeregtes Wasserstoffgas oder große Haufen junger, leuchtkräftiger Sterne. Dazu paßt auch, daß in den letzten 50 Jahren in NGC 3631 drei Supernovae beobachtet worden sind.

NGC 3631 sieht auf den ersten Blick wie ein Musterexemplar einer Spiralgalaxie aus. Auf den zweiten Blick fallen aber etliche Unsymmetrien auf. Die Arme setzen zwar gegenüberliegend am Kern an, teilen sich dann aber nach unterschiedlichen Strecken. Und die hellen Flecke im Südosten (links unten) scheinen nicht die harmonische Fortsetzung des nördlichen Arms zu sein und etwas isoliert im Raum zu stehen. All das könnte auf gravitative Wechselwirkung mit einer anderen Galaxie hindeuten. Tatsächlich listet die astronomische Datenbank Simbad NGC 3631 auch als gravitativ wechselwirkende Galaxie auf unter der Nummer Arp 27 in Arps Katalog von Galaxien mit Besonderheiten und unter der Nummer VV 363 aus dem Katalog wechselwirkender Galaxien von Vorontsov-Velyaminov.

Aber wo ist der Partner, der Verursacher der Störung? NGC 3631 liegt in etwa 53 Millionen Lichtjahren Entfernung. Bei einer angenommenen Entfernung der beiden Partner von einer Millionen Lichtjahren entspricht das etwa 1 Grad am Himmel. In diesem Umkreis befinden sich aber keine größeren Galaxien, die in etwa die gleiche Fluchtgeschwindigkeit und damit gleiche Entfernung aufweisen. Arp hat NGC 3631 genau wie M 101 in die Kategorie Galaxien mit einem schweren Arm einsortiert, d.h. ein Arm ist besonders lang und abgeknickt. Vorontsov-Velyaminov fiel die große Anzahl von ionisierten Wasserstoffwolken (HII-Regionen) im Innern der Galaxie auf.

Datum: 17.03.09, 22:48h MEZ

Optik: f=1410 mm f/6,0

Nachführung: keine

Gesamtbelichtungszeit: 25 min (Einzelbilder: 10 Sekunden)

Kamera: Watec WAT 120-N

 

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