LEDA 10217 (Maffei 2) und SN AT2016fte in Kassiopeia

Nachdem ich durch die Nova auf Maffei 2 aufmerksam wurde, habe ich die Galaxie noch einmal im Nahinfraroten aufgenommen. Sie ist nun heller als im IR-Bild von vor zwei Monaten und deutlicher erkennbar. Aber außer dem einen Spiralarm, der im Südwesten wie ein Haken nach Norden zeigt, ließen sich keine weiteren Strukturen herausarbeiten. Südlich dieses Arms deutet sich eine Aufhellung an. Sie ist real, aber sie eindeutig darzustellen benötigt noch mehr Belichtungszeit.

Von der Nova AT2016fte war nach zwei Monaten nichts mehr zu sehen. Selbst mit starker Kontrastanhebung war nichts erkennbar. Aber der Oktober 2016 war astronomisch gesehen in Buxtehude ein Reinfall. Es gab keine einzige brauchbare Nacht, in der es sich gelohnt hätte, Aufnahmen zu machen. So konnte ich keinen Abfall der Helligkeit der Nova oder der Dauer ihrer Sichtbarkeit dokumentieren.

Ausschnitt

Datum: 02.11.16, 23:12h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 130 min (Einzelbilder: 600 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Filter: ProPlanet 807 IR-Passfilter von Astronomik

 

Die Nacht vom 05. zum 06.09.2016 war klar und ich in meiner Sternwarte tätig. Gegen 1 Uhr morgens hatte ich die Aufnahme einer Supernova beendet und suchte nach einem neuen Ziel. Dazu sah ich mir die Liste der gemeldeten möglichen Supernovae an. Unter der provisorischen Bezeichnung AT2016fte fand ich ein helles Objekt mit der Galaxie Maffei 2 als Heimatgalaxie gelistet, das etwa 12 Stunden zuvor entdeckt worden war. Maffei 2 ? Das war doch eine dieser obskuren Galaxien, die äußerst selten fotografiert werden. Der Astronom Paolo Maffei hatte sie und die benachbarte Galaxie LEDA 9892 (Maffei 1) 1968 auf Infrarotaufnahmen entdeckt. Nachdem klar war, dass Maffei 2 in meinem Beobachtungsfenster lag, lud ich mir aus Aladin den Himmelsausschnitt als Referenz zum Aufsuchen und Einstellen der Galaxie herunter. Per GoTo schwenkte die Montierung auf die Position und bereits beim Fokussieren war der Kern von Maffei 2 als diffuser Fleck zu sehen. Auch die mögliche Supernova war an der angegebenen Stelle hell sichtbar. Nach 36 Minuten Belichtung konnte ich das nebenstehende Foto gewinnen.

Die mögliche Supernova stand mitten im Sterngewimmel der Milchstraße und hatte eine Helligkeit von 15,8 mag. Ohne die präzise Positionsangabe in der oben genannten Liste hätte ich sie so schnell nicht gefunden. Maffei 2 befindet sich in gut 10 Millionen Lichtjahren Entfernung und ist Mitglied der IC 342/Maffei-Gruppe. Das ist etwa die gleiche Entfernung wie für die M 81-Gruppe. Eigentlich müsste diese Balkenspirale hell am Himmel zu sehen sein, wenn sie nicht mitten in der Milchstraße läge und ihre Helligkeit vom dort vorhandenen Staub stark gedämpft würde. Die lokale Absorption des extragalaktischen Sternlichts ist für den ganzen Himmel katalogisiert, aber gerade für die Bereiche in der Milchstraße relativ unsicher. Es werden Werte um 7 mag genannt. Damit wäre die "wahre, scheinbare" Helligkeit einer Supernova um 7 mag heller, also in diesem Fall etwa 8,8 mag. Das passt ganz gut, wenn man noch eine leichte Schwächung der Helligkeit durch die Heimatgalaxie berücksichtigt.

Das gesamte Bildfeld in voller Auflösung ist beim Klick ins Bild oder hier zu erreichen.

Datum: 06.09.16, 01:02h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 36 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Filter: L aus LRGB-Filtersatz Typ IIc von Astronomik

 

Ich habe nach dem obigen Foto nach Informationen über Maffei 2 gesucht und festgestellt, dass Maffei 2 (auch LEDA 10217 genannt) nicht nur im Infraroten bei etwa 2 µm Wellenlänge viel heller als im Visuellen ist, sondern bereits im Nahinfraroten bei etwa 850 nm schon deutlich heller als im Roten ist. Im Visuellen und Blauen ist sie so gut wie überhaupt nicht sichtbar. Da kam mir doch mein Infrarot-Passfilter sehr gelegen. Zwei Tage später war es wieder klar und ich startete eine Aufnahme von Maffei 2 durch den IR-Passfilter, der ab etwa 807 nm Wellenlänge das infrarote Licht durchlässt. Mit Spannung erwartete ich das erste Bild. Die Galaxie erschien tatsächlich heller und größer, aber die mögliche Supernova erschien mir im Vergleich zu ein paar Nachbarsternen deutlich lichtschwächer zu sein. Das war seltsam, denn das Licht einer Supernova in Maffei 2 musste doch genauso durch den Staub in der Milchstraße absorbiert werden und gerötet erscheinen wie die Galaxie selbst. Die Supernova sollte somit deutlich heller als die Vergleichssterne leuchten. Auch nach dem drittten Einzelbild hatte sich das Helligkeitsverhältnis nicht geändert.

Nun konnte es ja sein, dass die Supernova innerhalb der vergangenen zwei Tage überraschend schnell an Helligkeit verloren hatte. Um das zu kontrollieren, machte ich zum Vergleich noch schnell zwei Aufnahmen mit Luminanzfilter wie zwei Tage zuvor. Zu meiner Überraschung leuchtete die mögliche Supernova im Luminanzbild genauso hell wie zwei Tage vorher. Da gab es keinen Helligkeitsabfall. Daraus konnte nur ein Schluss gezogen werden: Das Objekt war keine Supernova in Maffei 2, sondern ein Stern unserer eigenen Galaxie, der einen Helligkeitsausbruch erlitten hat, also eine Nova. Das ist mitten in der Milchstraße auch an für sich nichts Ungewöhnliches. Um den Befund zu visualisieren, fertigte ich ein Falschfarbenbild aus der IR-Aufnahme und den beiden Luminanzaufnahmen an. Maffei 2 selbst und jeder Stern in ihr sollten deutlich heller in IR erscheinen und damit im Falschfarbenbild rot oder zumindest rötlich. Die vermeintliche Supernova erscheint aber türkis, d.h. ist im Visuellen deutlich heller als im Infraroten.

Jetzt wollte ich doch wissen, was die Entdecker in ihrer Entdeckungsmeldung zu SN AT2016fte an die IAU geschrieben hatten. Und da las ich dann, dass sie bereits einen kataklysmischen Variablen vermuteten, aber wegen der Nähe zu Maffei 2 auch eine Supernova in dieser Galaxie nicht ausschließen wollten. Diese Möglichkeit konnte ich mit meinen bescheidenen Mitteln ausschließen. Schade, ich hätte schon gern mal eine Supernova in Maffei 2 dokumentiert. Dafür war es eine spannende Geschichte, und diese Galaxie ist auf die Zielliste für eine tiefe Aufnahme mit IR-Passfilter gekommen.

Das gesamte Bildfeld in voller Auflösung ist beim Klick ins Bild oder hier zu erreichen.

Datum: 08.09.16, 01:25h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: IR = 30 min (Einzelbilder: 600 Sekunden), weitere Details siehe in der Bildunterschrift

Kamera: Atik 460EX

Filter: ProPlanet 807 IR-Passfilter und L aus LRGB-Filtersatz Typ IIc, beide von Astronomik

 

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